Rennsteiglaufsupermarathon 2011
Rennsteiglauf 2011 – Supermarathon
Kurzentschlossen haben Dagmar und ich für den langen Kanten beim Rennsteiglauf gemeldet, nachdem wir beide wieder richtig gut ins Training eingestiegen waren. Dagmar hat die lange Strecke schon zwei Mal gelaufen und ist von der Gegend und der Strecke selber total begeistert. So hatten wir uns auf ein schönes Laufwochenende in Thüringen gefreut…
Leider kam es dann doch ein wenig anders. Beim Doppeldeckerwochenende vor zwei Wochen traten am zweiten Tag bei Dagmar wieder Probleme mit ihrem Bein auf. Ein Besuch beim Arzt ergab die Diagnose, dass sie wieder arterielle Probleme habe und erst einmal ein entsprechender Eingriff durchgeführt werden müsse. Ein ziemlicher Niederschlag, war sie doch wieder richtig gut unterwegs…
Also bin ich dann alleine nach Eisenach gefahren und aus dem geplanten Wochenende wurde somit ein „Quickie“. Sprich hinfahren, übernachten, laufen und nach Hause…
Freitag fuhr ich dann früh morgens in Odenthal los und konnte so noch zwei Besuche in der Gegend erledigen, auf die ich mich sehr gefreut hatte. Holger Sakuth vom M&H Rennsteigteam gewährte mir Unterkunft in unmittelbarer Startnähe, inkl. Pkw-Stellplatz! An dieser Stelle nochmals meinen Dank, lieber Holger.
Nach dem Ausrollen der Unterlage und des Schlafsackes ging es dann zum Empfang der Startunterlagen auf dem Marktplatz in Eisenach. Hier dreht sich alles um den Rennsteiglauf. Ein richtiges Großereignis der Region und sicher auch ein wichtiger Wirtschaftsfaktor, schließlich war im Vorfeld kein Zimmer mehr in Eisenach zu bekommen…
Auf dem Marktplatz war es kaum möglich mehr als 50 Meter zu gehen, ohne jemanden nicht zu kennen. „Familientreffen“ am Rennsteig. Bitte nicht böse sein, dass ich un nicht alle aufzählen kann… Danach ging es zurück zur Unterkunft und weiter zum Ralph und einem netten Grillabend in seinem Garten. Schön war´s…
Beim Rennsteiglauf selber handelt es sich um einen 72,7 km langen Landschaftslauf mit einem sehr anspruchsvollen Höhenprofil, welches eine gute Renneinteilung absolut erforderlich macht. Besonders die ersten 25 km bis zum Großen Inselsberg haben es in sich, geht es doch überwiegend bergauf und auf kurze gerade oder abschüssige Abschnitte folgen immer wieder richtig böse Steigungen.
Pünktlich um 6 Uhr erfolgte der Start auf dem Marktplatz und die Menge setzte sich in Bewegung. Es war schon fast Stadtmarathonfeeling und es dauerte fast 2 Minuten, bis ich die Startlinie überquerte. Mir war das definitiv zu voll. Auch nach dem Start in den Straßen von Eisenach und nachher auf den Laufwegen war ein freies Laufen nur schwer möglich. Es dauerte fast 30 Kilometer, bis hier ein richtiges Landschaftslauffeeling bei mir aufkam und nicht der „Läuferwurm“ das Hauptaugenmerk bildete.
Ich hatte mir vorgenommen im Komfortbereich von ca. 75% HFmax. zu laufen und nicht zu überziehen. Schließlich sollte der Rennsteig lediglich ein langer Lauf zur Bielvorbereitung werden. Mit diesen Pulsvorgaben kam ich bis kurz vor den Großen Inselsberg und konnte bis dahin auch alle Steigungen problemlos laufen. Als ich im Anstieg auf den Großen Inselsberg dann deutlich über meine eigene Vorgabe kam, obwohl ich bereits sehr kurze Lauftippelschritte unternahm, beschloss ich das erste Mal zu gehen. Irgendwie lief es nicht so gut, wie noch eine Woche zuvor beim Bödefelder Hollenlauf. Das Wetter stimmte, aber irgendwie wollte es nicht so richtig rollen.
Ab dem Inselsberg konnte ich dennoch einen halbwegs guten Rhythmus einhalten. Auf den flachen Teilen wurde locker gelaufen, die Bergabpassgagen nutze ich als kleines Tempotraining und die Bergaufabschnitte wurden zunehmend gegangen. Letzteres gefiel mir eigentlich nicht, weil ich mir da doch mehr vorgenommen hatte und so wenig wie möglich die Steigungen gehen wollte.
An den Verpflegungsstellen herrschte immer eine tolle Stimmung und sie waren wirklich sehr gut ausgestattet. Die Helfer/innen waren sehr freundlich und verbreiteten richtige Begeisterung. Irgendwann probierte ich dann auch den berühmten Haferschleim, von dem mir u.a. auch Dagmar begeistert berichtete. Also meins ists nicht…
Das einzigste, was m.E. fehlte, war einfaches stilles Wasser. Fast überall wurde Sprudel ausgeschenkt, was leider für die Befüllung meiner Trinkflasche nicht so geeignet war, da ich nach dem Auffüllen erst einmal mit Entlüften beschäftigt war.
So lief es locker weiter. Ich sammelte zwischen 25 und 35 km einige Läufer/innen ein, Zwischendurch ein wenig Smalltalk und so verging die Zeit wie im Fluge. Etwa bei km 50 lief dann Reinhardt Schulz vom RLT Rodgau auf mich auf. Er war richtig gut unterwegs und irgendwie war das der Zeitpunkt, als bei mir nichts mehr so richtig laufen wollte. Das Laufen fiel mir schwer und auch der Kopf wollte auf einmal einen auf Jammerlappen machen. Ich schaute auf meinen Puls und stellte fest, dass ich nun schon bei 65% gehen wollte und die dabei bestehende Steigung hätte ich noch 5 km vorher nicht als solche wahrgenommen. Das geht ja gar nicht!
Also fing jetzt nun doch das Kämpfen an. Ich orientierte mich weiter an meinem Puls und habe dem Jammerlappen in mir klar gesagt, was gemacht wird. Vorgenommen hatte ich mir schließlich eine Zeit zwischen 8:30 und 9h und da ist so ein Dahinschleichen nicht möglich. Zudem der Trainingszweck ja damit auch nicht wirklich da ist. Ich lief nun recht konzentriert weiter. Konzentriertes Laufen ist übrigens auf dem Rennsteig unerlässlich, denn der Untergrund ist stellenweise sehr anspruchsvoll. Wurzeln, loses Gestein und viele Stolperfallen erfordern immer ein waches Auge.
So verging nun km um km. Der Genuss war mittlerweile nicht mehr wirklich da. Auch das Wetter schlug langsam um. In der Ferne war oft ein Donnergrollen zu hören und am Himmel waren dunkle Wolken. Glücklicherweise kam ich scheinbar immer erst nach dem Regen durch die jeweiligen Passagen und außer ein paar vereinzelten Regentropfen blieb ich vom wirklichen Nass verschont.
Der schönste Moment dieses Laufes war dann für mich das km-Schild 70. Nun war es nur noch weniger als 3 km bis Schmiedefeld und ich wagte einen Blick auf die Uhr, wie ich denn mit meiner eigenen Zeitvorgabe hinkam. Ich war erstaunt, dass ich sogar im unteren Bereich meiner Vorgabe lag. Ich denke aber, selbst wenn ich ambitionierter rangegangen wäre, so hätte ich dann am Ende richtig Lehrgeld zahlen müssen. Heute war einfach nicht viel mehr drin… So konnte ich einen Schnitt von etwas über 7 min/km halten und auch ein wenig Mentaltraining betreiben um den „inneren Schweinehund“ zu besiegen.
Der Zieleinlauf war schon eine kleine Erlösung. Ich war froh, dass es nun vorbei war. Die Organisatoren haben hier ein wirklich großes Event auf die Beine gestellt. Da gibt es kaum Verbesserungspotenzial. Ich hätte mir nur eine etwas bessere Ausschilderung direkt am Ausgang aus dem Zielkanal gewünscht. Auch die Ausgabe der Wechselkleidung würde ich mir in überwachter Form vorstellen. Sind doch so frei zugängliche Areale evtl. einmal Anziehungspunkt für den ein oder anderen Spitzbuben. Ansonsten war alles einwandfrei. Duschen, Urkundendruck und Empfang des Finishershirts verliefen absolut problemlos. Vielleicht fehlen noch die ein oder anderen Sitzgelegenheiten an den Verpflegungsständen im Zielbereich. Da es geregnet hatte setzt man sich halt ungerne auf den nassen Rasen…
Ich hielt mich nicht lange dort auf und ging dann runter nach Schmiedefeld zum Bus in Richtung Eisenach. Für 10€ extra konnte man eine entsprechende Fahrkarte erwerben, um wieder zum Startort zurück zu kommen. Allerdings war es ein langer Weg vom Ziel zum Abfahrtsort des Busses. Sobald ein Bus voll ist, geht es los. Ich musste glücklicherweise nicht lange warten und kam gegen 17:30 Uhr wieder in Eisenach an.
Ein schönes Lauferlebnis war zu Ende und es ging wieder Heim ins Bergische Land nach Odenthal. Hier wurde dann zusammen mit Dagmar noch ein leckeres Bierchen in der Stammkneipe gezischt und nun gilt alle Aufmerksamkeit dem Etappenlauf „Über die Höhen im Bergischen Land“!
Alle weiteren Infos zum Rennsteiglauf und den weiteren dort angebotenen Streckenlängen findet ihr unter www.rennsteiglauf.de
Und ich habe euch wieder ein Paar Bilder in Filmform vorbereitet:
Mit sportlichen Grüßen
Wolfgang